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Geschrieben von Zaida am 01.07.2011 um 23:16:
Radegast - der Alchemist
Radegast - der Alchemist
In hohem Turm die Werkstatt lag,
in dem der junge Radegast
den Weg zum Golde suchte.
Er wusste, es gab irgendwo
die Formel der Transformio!
Sein Dasein sie verfluchte.
Kein' Zeit für Freude, Weib und Lieb,
nur Gier nach Macht ihn voran trieb,
wie den Versklavten feurig' Eisen.
Sein ganzes Sein nur darauf aus,
Ehr zu bringen für des Herrschers Haus.
Sein Lohn: Der Stein der Weisen!
Denn nicht nur Fluch, sondern auch Gunst
sollt angedeiht ihm sein.
Wenn er nur endlich finden könnt,
den ach so weisen Stein.
Panacea! Alkahest! Stein der Weisen komm zu mir!
Offenbar mir Deine Macht
heute, jetzt und hier!
Lebenselixier sei mein,
verleih mir Deine Kraft,
die aus unbeseeltem Stoffe, Gold und Silber macht.
Das Feuer flammt, der Kessel brodelt,
Destillat im Kolben steigt.
Jedoch der Alchemist nur müd' sein blondes Haupt zur Seite neigt.
So oft schon hatte er gesehen
wie all die Stoffe leis' vergehen,
das Hohe Ziel verfehlt.
Auf ein Neues, alter Gesell!
Die Stimme, süß, verlockend, hell:
Mach dieses Blei beseelt!
Nicht dumpf soll es sein, sondern güld' wie die Sonn'
die Tags am Himmel brennt.
Und wenn nicht das, dann wenigstens doch
so silbern, wie's vom Mond man kennt.
Panacea! Alkahest! Stein der Weisen komm zu mir!
Offenbar mir Deine Macht
heute, jetzt und hier!
Lebenselixier sei mein,
verleih mir Deine Kraft,
die aus unbeseeltem Stoffe, Gold und Silber macht.
Das Feuer flammt, der Kessel brodelt,
Destillat im Kolben steigt.
Jedoch der Alchemist nur müd' erneut sein Haupt zur Seite neigt.
Fromme Augen zum Himmel gehn,
Mars, Merkur, Venus still dort stehn
wohlwissend um das tiefste Sinnen.
So will alsbald er neu beginnen.
Ein Wunder sollte rasch geschehn.
Entfesseln will er geheime Macht,
nicht beugen sich der beginnenden Nacht.
Doch sieht man seinen Mut schon rinnen.
Rasch fließen Kraft und Stolz dahinnen.
Das Lebensziel noch unvollbracht.
Doch war er nicht der Radegast,
der seine Forschung schnell vergaß.
So nahm er Schwefel, gelb wie Gold
Quecksilber –teuer, flüssig, hold.
Doch Opus magnum ward erneut verpasst!
Ein weit'res Mal erhob er sich,
sein Wunsch der Vater des Gedanken:
Salpeter, Schwefel, Alkohol…
Euch werd ich nun verranken!
Panacea, Alkahest, Stein der Weisen komm zu mir!
Offenbar mir Deine Macht
heute, jetzt und hier!
Lebenselixier sei mein,
verleih mir Deine Kraft,
die aus unbeseeltem Stoffe, Gold und Silber macht.
Das Feuer flammt, der Kessel brodelt,
Destillat im Kolben steigt.
Jedoch der Alchemist nur müd' sein alternd Haupt zur Seite neigt.
Erneut kein Gold, kein Stein der Weisen!
Was sonst könnt ihm noch Gnad erweisen?
Trüb hängt sein Aug am Alambik.
Dann! Plötzlich… völlig unerwart'
offenbart sich höchste Macht!
Nur kurz wandert sein Blick zurück.
In flammend-grellem Sonnenschein
vergeht des Alchemisten Sein.
Welch ungeheurer Trick!
Und doch, im Zuge des Vergehens
beginnt der Greis nun zu verstehen.
Freudig weitet sich sein Blick.
Den Stein der Weisen hat er entdeckt!
Die verbissene Seele, all die Jahre befleckt:
Nun war sie frei, unsterblich und rein.
Geläutert und sauber, wie edles Metall.
In unvorstellbar lautem Knall
zog Radegasts Geist in die stille Ewigkeit ein.
(getextet für die Spielleute Pestilenz)
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