Najla
18+
Dabei seit: 24.03.2013
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Wir gehen die Promenade entlang, im Schatten der Bäume, wie wir es schon so oft getan haben. Beobachten die Segelschiffe auf dem Wasser, wie sie langsam über das glitzernde Wasser ziehen, in der Ferne aussehen wie kleine Papierbote. Vom Wind weitergetragen. Vereinzelt sieht man ein paar tapfere Windsurfer. Die Sonne scheint, aber ich weiß wie kalt das Wasser trotz allem ist. Ich war ja selbst oft genug drin - ob freiwillig oder unfreiwillig. Tja, man sollte eben nie unterschätzen, wie rutschig nasse Steine sein können!
Ich muss schmunzeln. "Weißt du noch, wie du mich damals zum Windsurfen gebracht hast? Ich weiß bis heute nicht, wie ich den Schein bekommen habe ... wahrscheinlich könnte ich mich keine 30 Sekunden mehr auf dem Brett halten - dabei habe ich es noch ein, zweimal versucht ... vergeblich", ich blicke zu dir rüber, und weiß schon vorher, dass du am grinsen bist. Dieses unaufdringliche, sanfte Lächeln, bei dem man einfach nur mit schmunzeln kann. Gutmütig ... gutherzig. Du wolltest nicht, dass ich ein neues Hobby finde - dazu kam ich eh viel zu selten ans Wasser ... du wolltest einfach, dass ich ein wenig Spaß habe, etwas neues lerne und Erfahrungen sammle.
Das war genauso wie mit den Büchern. "Hätte ich mich doch nur schon früher fürs Lesen begeistern lassen - dabei hast du das ja wirklich geschickt eingefädelt ... mit den Comics!" Du wusstest ja, wie sehr ich die geliebt habe - hast sie ja selbst alle gelesen, wenn du zu Besuch gekommen bist. Man muss nur den richtigen Weg finden, um jemanden für etwas zu begeistern - genauso wie auch deine anderen Mitbringsel immer etwas Außergewöhnliches waren. Du hast dir da immer viele Gedanken gemacht - das hat man sofort gesehen! "Ich hab das letzte Buch übrigens doch noch zu Ende gelesen. Nach Jahren ...", ein klein wenig schäme ich mich. 'Die Stadt der träumenden Bücher' - ob das wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen war? Vermutlich nicht ... aber mir huscht trotzdem ein flüchtiges Schmunzeln über die Lippen. Heute ist das anders.
Erneut blicke ich über das sich kräuselnde Wasser, die Reflexionen des Sonnenlichtes. Ich kann verstehen, warum es dich ausgerechnet hier hergezogen hat. Ich hab es ja selbst immer geliebt, wenn ich zu Besuch kam, und tue es noch. Wir bleiben stehen, schauen über den See. Eigentlich ist es nur ein kleiner Zipfel, der noch so viel weiter reicht - und ich komme mir jetzt schon so klein vor, wenn ich diese riesige blau schimmernde Fläche vor mir sehe. Der Ausblick ist einfach sagenhaft. Früher wusste ich es vielleicht nicht so zu schätzen - aber es ist wirklich eine der schönsten Städte, die ich kenne, das ist mir jetzt klar. Eigentlich dachte ich immer, ich hänge an Menschen, nicht an Orten - aber hier ist es wohl beides. Es macht mich ein klein wenig wehmütig, wenn ich daran denke, dass ich nur so selten hier sein kann. Erinnert mich daran, was für mich immer klar gewesen war. Wenn alles andere sich auch ändern konnte - bei dieser einen Sache war ich mir immer sicher gewesen. Es hatte sich schon damals richtig angefühlt hat - so richtig, dass ich es nicht mal hatte aussprechen müssen - es stand ja schon fest! Wie ein logischer Schluss, wenn man alle Konstanten betrachtete - dann gab es nur diese Lösung! Alles kann sich ändern, das habe ich mittlerweile gelernt.
"Es ist schon spät ...", höre ich deine ruhige Stimme und seufze leise, als ich noch einen letzten Blick über die in orangefarbenes Licht getauchten Baumwipfel gleiten lassen. Ich weiß, dass ich zurück muss ... doch manchmal möchte man zurück in die andere Richtung. "Ja ... zu spät ...", stimme ich dir zu, bevor wir uns langsam wieder in Bewegung setzten, die Promenade entlang.
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