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im Schreibrollenspiel-Forum Umbra et Obscuritas wurde 'Ostergewichtelt'.
Jeder, der mitmachte, 'musste' eine Geschichte für einen der anderen Mitspieler schreiben, deren Stichworte vorgegeben waren. Die ersten 5 durfte sich der User aussuchen, die anderen 5 wurden vom Adin des Forums (Zaid) vorgegeben.
Diese hier schrieb ich für Farmund, einen Vampir und Spielmann.
Farmund
Seine Wunschworte: Chaos, Kater, Karussell, Dudelsack, Bier
Des Admins (Zaid) Ergänzungen: Sushi, Autoplakette, Ringelsocke, Drahtesel, Diaphragma
Lasst mich eine Geschichte erzählen.
Einst war einmal Spielmann, und wie jeder rechtschaffene Musikus liebte er nicht nur seinen Dudelsack, sondern auch das Bier. Für Könige und anderes, adliges Gezücht ersann er Heldenlieder, für die Maiden Minnesänge und für das niedre Volk Trinklieder, die in jeder Taverne, landauf, landab, mitgesungen wurden. Nein, Walther von der Vogelweide war er nicht, aber, wie das von ihm verehrte Vorbild, auch ein Meistersinger, und, wie wohl ein fast jeglicher dieser glorreichen Zunft, trinkfest.
Vielleicht war das ja auch der Grund, warum seine Trinklieder, so zotig, anmaßend oder moritatenhaft sie mitunter auch sein mochten, wahrlich in aller Munde waren. Er brachte sie höchstselbst unters Volk, und je mehr Bier seinen Krug füllte, um so lieber spielte er auf.
Doch ach, wie das immer so ist, das niedre Volk verehrte ihn zwar, doch Münzen hatten sie selber ja keine, wie sollten sie also für des Spielmanns Unterhalt sorgen?
Und die hohen Herrn, die wohl nicht am Golde sparen mussten, die nahmen zum Anlass, dass unser guter Spielmann ihre Weiber und Töchter mit seinem Gesang und Spiel zu tiefem Seufzen und unzüchtigen Gedanken brachte, und ihn eher von ihrem Lande jagten, statt ihn zu entlohnen.
Aber sei's drum, das war das Los der Spielleute heute vor einer herrschaftlichen Tafel zu musizieren und später in der Küche den Köchen die feinsten Reste abzuschwatzen, und morgen nicht mal einen Kanten altes, hartbackenes Brot in der Tasche zu haben. Wie ein Karussell drehten sich des Lebens Tage, mal beschien die lichte Sonne und das Glück unseren Musikus, mal bittere Armut, Hunger und ungemütliches Schlafen in den Büschen des Wegesrandes bei Nacht.
Und eben eine dieser durch und durch ungemütlichen Nächte, sollte unserem Spielmann zum Verhängnis werden.
Müde vom langen Weg, durchnässt vom Regen und durchgefroren von des eisigen Windes Kälte wollte der Spielmann sich einen Unterschlupf suchen, und weil er im Grunde seines Herzens ein Genießer war, wünschte er sich, sei's ihm vergeben, nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch ein wärmendes Feuer.
Und als hätten die Götter ein Einsehen, erblickte er am Ende des dunklen, engen Tals, durch das er kam, wirklich ein Licht, dass ihn förmlich anzuziehen schien.
Von neuem Mut erfüllt, nahm er auch das letzte Wegstück auf sich, klopfte an die Tür der Kate - denn nichts anderes war dieses Licht gewesen. Der sanfte Schein einer Kerze hinter milchtrüben Fenstern.
Die Tür tat sich unserem Spielmann auf, eine kleine, uralte und hinkende Frau ließ ihn nicht nur ein, sondern bot ihm auch eine Mahlzeit.
Nun frage ich euch, wie hätte unser Spielmann erahnen sollen, dass keine andere als Eris, die Göttin der Zweitracht und Tochter des Chaos ihn in ihre heruntergekommene Stube bat?! 'Göttlich' sah hier wahrhaftig nichts aus, und ihre Heimat Griechenland war weit weg! Es mochte sogar sein, dass sie im Lauf der Jahrhunderte ein wenig in Vergessenheit geraten war, in den Köpfen der Menschen.
Und doch war sie es, und schnell genug sollte der Spielmann es auch herausfinden. Doch noch fürchtete er nichts, außer vielleicht einen ausgewachsenen Kater am nächsten Morgen, denn das Bier, dass die Alte ihm vorsetzte, war süffig und stark.
Wie dem auch sei, aufspielen sollte er als Dank für das karge Mahl und das Bier... indess, die Sackpfeife klang jaulend und quietschend, schlimmer als ein Kater, dessen Schwanz unversehens unter einen Schaukelstuhl geraten war, kaum dass der Spielmann hineinblies! Wirklich wahr, es war die reinste Katzenmusik, und nichts vom Können des Musikus war auch nur halbwegs zu erahnen, geschweige denn zu erkennen!
Und Eris lachte! Sie lachte und wurde größer, schöner wurde sie auch! "Du bist kein Spielmann, Du bist ein Narr! Ein schönes Spiel wird das, Katzenmusiker!"
Eine Handbewegung von ihr, und unser Spielmann schlief ein, noch während er fassungslos auf seinen Dudelsack sah.
Uäääh! Fauler Fisch schon frühmorgens! Angewidert schloss 'Mister Musicman' wieder die Augen, kein Wunder, dass er solchen Schwachsinn träumte! Seine momentane Flamme fand dieses rohe Fischzeug ja lecker, und er ertrug es ja eigentlich auch, aber am frühen Morgen... Na gut, Mittag? Wie auch immer, auf Sushi konnte er grade gar nicht! Lieber würde er ja noch eine ihrer dämlichen, hässlichen und getragenen Ringelsocken frühstücken! Oder sich seine Sackpfeife in die Nasenlöcher stopfen!
Obwohl, wenn er so auf ihr Diaphragma sah, dann war das vielleicht auch ein adäquater Schutz für seine empfindlichen Geruchsnerven?! Nicht besonders appetitlich, aber besser als roher Fisch allemal! Obwohl, für die Ohren wäre das Ding auch gut gewesen, denn Eris trällerte irgendwas von 'Modern Talking'. Cherry Lady oder was auch immer, er wusste es nicht, das hörte sich sowieso alles gleich an.
Wie war er nur an DIESE Frau geraten?! Ihr Musikgeschmack war keiner, ihre Singstimme grauenvoll schrill und schief! Er brauchte sie so dringend, wie eine Autoplakette was an einem Drahtesel zu suchen hatte! So dringend, wie der Teufel das Weihwasser!
Bis sie zurück ins Schlafzimmer kam, hochgewachsen und schön, sich über ihn beugte und leise lachte. "Ich sagte doch, dass es ein schönes Spiel wird!"
Da wusste er es wieder!
Weiber! Sie brachten einen um! Und um den Verstand!
Mit einem schiefen Grinsen hangelte er nach seinem Dudelsack, blies hinein und verzog das Gesicht bei dem schrägen Jaulen. "Wann hört das auf, Eris? – "Wenn es keine Lieder mehr gibt, mein Spielmann! Spiel auf für mich, schreib ein neues Lied!"
Und die Moral der Geschichte... gibt es überhaupt eine?
__________________ Anders sein kann auch bedeuten, sich nicht jedes Mal zu häuten, wenn der Wind sich einmal dreht, schmerzhaft ins Gesicht Dir weht!
Nach dem eig'nen Weg zu suchen, auch einmal für and're bluten! Nicht die Augen zu verschließen, und den Gegenwind genießen!
(Eric Fish - Anders sein)
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