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Zum Ende der Seite springen Die Lady und der Kobold
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Die Lady und der Kobold Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

(nach einem schottischen Märchen)

Es war mal vor langer Zeit, da lebte in den schottischen Southern Uplands eine Lady, die für ihre Gottlosigkeit und ihre Grausamkeit berüchtigt war. Alle Bediensteten fürchteten sie, doch sich an seine Lordschaft, ihren Mann zu wenden, brachte auch nichts, denn der lachte nur über ihre Untaten. Sie konnte das Glück anderer nicht ertragen, sogar dann nicht, wenn es noch so klein war, dabei hatten damals die Knechte und Mägde sowieso schon kein leichtes Leben.
Aber unter ihrer Fuchtel war es noch schwerer, wenn sie sah dass ein Knecht ein bisschen glücklich war, schickte sie ihn zur Armee und die Mägde misshandelte sie, wo sie nur konnte. Und noch schlimmer, wenn eine auch nur ein bisschen hübscher war als sie, dann ließ sie das Mädchen vergiften. Wenn Jemand sein Herz an einen Hund oder eine Katze hing dann wurden die Tiere erschlagen und ertränkt.
Den Lord kümmerte das nicht, ihm war nur an seinem Reichtum gelegen, außerdem konnte er nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden, und es gab ja auch immer genug arme Leute, die die Lücken an Dienstboten, die seine Lady gerissen hatte, wieder ersetzten.

Nur ein Mädchen gab es, die Tochter eines alten Freundes, der in einer der vielen Schlachten gefallen war, die damals Schottlands Bevölkerung dezimierten, und die er aufgenommen hatte, aus einer alten Schuld heraus. Der Vater der Kleinen hatte ihm vor langer Zeit, als sie noch jung waren, das Leben gerettet, und jetzt, wo der Freund tot war, hatte er Seasaidh bei sich aufgenommen. Er liebte die Kleine zwar nicht grade wie eine eigene Tochter, aber er mochte das Mädchen, soviel ist sicher. Vielleicht sogar das Einzige, was er wirklich mochte.
Und dann kam der Tag, an dem die Kleine tot gefunden wurde.

Solang seine Lady nur die Bediensteten gequält hatte, hatte er das alles noch als eine Art 'Sport' gesehn, aber jetzt, wo er sich das tote Mädchen, die Tochter seines Freundes, so anschaute, begriff er endlich die schrecklichen Folgen von dem, was seine Lady so alles trieb. Und da sagte er zum ersten Mal 'ich wünschte sie hätte nichts gegessen, was zu stark für sie war', also gab er damit zu dass er endlich dran glaubte, dass seine Frau eine Giftmischerin war. Und den Satz sagte er immer wieder von dem Moment an, bis Seasaidh ins Grab gelegt wurde, egal ob früh oder spät, ob er allein oder in Gesellschaft war, und er hatte es auch noch gesagt als das Grab zugeschaufelt wurde.
Bloß dass die Lady immer noch keine Strafe fürchten musste, denn damals war es eben so, dass Untertanen nur den Schutz hatten, den ihre Herren ihnen zugestanden, und wenn die der Meinung waren Jemand zu beseitigen, dann wurden sie dafür auch nicht belangt.
Und genau deswegen ging auch Niemand der Ursache nach, warum und woran Seasaidh wirklich gestorben war.
Nur die Lady erkannte, dass sie jetzt völlig von den Leuten verhasst war, was ihr ja noch egal gewesen wäre, aber sie hatte auch die Gunst des Lords verloren, und das gefiel ihr gar nicht, so dass sie sich für die nächsten zwei, drei Jahre zurückhielt.

Der Lord hatte sich geändert, er bezahlte seine Leute besser, kümmerte sich endlich um sie und stellte auch so manchen armen Teufel aus Mitleid ein, er jagte Keinen mehr von seinem Land. Er stellte sogar einen Mann namens Merodach ein, jung sah der aus, aber seine Augen hätten auch einem Hundertjährigen gehören können, er war launisch und aufsässig, aber er machte seine Arbeit gut und mühelos und noch dazu wollte er nur einen sehr bescheidenen Lohn, sogar als der Lord anbot mehr zu zahlen, blieb es bei den paar Münzen. Und es dauerte gar nicht lang, da war dieser Merodach der Haushofmeister, auch weil er wirklich Geschick drin hatte die Ländereien so zu verwalten, dass es aufblühte und mehr Gewinn als je zuvor abzuwerfen, und das sogar dann noch, wenn die anderen Untertanen weniger arbeiten mussten.
Also war er trotz seiner Launen bei den Leuten beliebt, auch beim Lord, nur die Lady, die hasste Merodach vom ersten Augenblick an, wo der das erste Mal den Grund und Boden des Lords betreten hatte.

Sie schimpfte ihn aus, fluchte und tobte, aber Merodach machte sich drüber nur lustig, sie schmiss ihm in ihrer Wut den Schürhaken nach, aber er bückte sich nur und sie zerschlug so nur das teure Geschirr. Was immer sie gegen ihn richtete, fiel auf sie selbst zurück.
Sie wollte ihn vergiften, aber er gab das Essen ihrem eigenen Hund, sie wollte ihn erstechen, aber traf im engen Stall, wo sie ihm auflauerte, nur ihr eigenes Pferd.
Den Leuten wurde das unheimlich, aber andererseits hatten sie jetzt ihre Ruhe, denn die Lady konzentrierte sich nur noch auf Merodach. Alle glaubten sie sei verhext und alle glaubten dass er gar kein Mensch war, sondern ein Kobold, oder einer von den Sidhé, also vom Feenvolk, den 'kleinen Leuten', vielleicht auch ein Zauberer oder ein böser Geist, aber die Meisten glaubten, dass er wirklich ein Kobold war.
Aber ganz egal was er war, auf alle Fälle war er der, von dem die Lady nicht loskam.
Sie verfluchte ihn und schickte ihn weg, aber kaum hatte sie ihn weggeschickt, lief sie ihm auch schon wieder nach um ihn weiter zu quälen, auch wenn sie selber es war, der sie damit weh tat.

Das ging soweit dass sie sich entschloss ihm nachts in seinem Bett zu ermorden, lange nach Mitternacht, als die Nacht am dunkelsten war, schlich sie die Treppen hoch zu den Kammern mit einem scharfen Küchenmesser in der Hand.
Und am nächsten Morgen fand man sie im Zimmer ihres einzigen Sohnes, ein Stock unter dem Zimmer Merodachs, mit Blut an ihren Händen und lachend, wie nur eine Verrückte lachen kann.
Aber das war noch nicht das Ende der Geschichte, auch wenn das Schrecklich war, es sollte noch viel Schlimmer für die Lady kommen.

Sie trugen also den einzigen Sohn und Erben zu Grabe, der Lord war ein gebrochener Mann der den Jungen nicht lange überlebte, das Gesinde lief nach und nach weg, und nur die Alten blieben - und Merodach und die Lady, bis eines Morgens auch Merodach weg war.
Und kaum hatte die Lady das gehört, als sie ihm schon wieder nachlief, im Nachthemd und barfuß in die Wälder lief um ihn zu suchen.

Das verwaiste Land wurde von einem anderen Herrn übernommen, das Herrenhaus wieder hergerichtet und die ganze schlimme Geschichte wäre wohl vergessen worden, wenn nicht immer wieder zu Mitternacht ein seltsames Paar auf den Hügeln und in der Heide gesehen worden wäre, ein Mann, der mit einem Stock auf eine Frau einschlug, ging wenn sie fiel und ihr trotzdem nicht davon kam, weil sie immer wieder aufstand um ihm wieder nachzulaufen.
Die Meisten lachten nur über die Geschichte, hielten es für wirre Träume von denen, die zu tief ins Whiskyfass geschaut hatten. Kein Wunder, die Leute waren ja mit ihrem Herrn erst hergekommen, woher sollten sie es auch wissen.

Ein paar Jahre später aber klopfte es bei einem Crofterpaar spätnachts an der Tür, und als sie öffneten, trat ein Mann ein, der eine grauhaarige Frau an den langen Haaren gepackt, hinter sich herzog. Jung sah der Mann aus, mit uralten Augen.
'Behaltet sie, nehmt sie mir ab! Sie folgt einem Mann der sie nicht will und ihr in Jahren noch kein freundliches Wort gesagt hat, der sie wie einen Hund schlägt damit sie verschwindet, aber sie will ja nicht hören!'.
Damit stieß er die alte Frau in die Hütte, drehte sich um und ging, aber er war noch keine zehn Schritte weit gekommen, als die einstige Lady aufheulte wie ein Tier, sich gegen die helfenden Hände wehrte, kratzte und biss und Merodach in die Dunkelheit nachlief.

Ein paar Tage später wurde ihre übel zugerichtete Leiche am Ufer des Nith gefunden, so wie es aussah hatte Merodach sie zu Tode gequält. Die Lady wurde, aus Angst vor dem Kobold, wie ein Hund verscharrt und drei große Steine über ihr Grab gerollt, die da heute noch liegen, von Merodach hat man nie wieder gesehn oder gehört, aber die Geschichte von der Lady und dem Kobold, die wird heute noch in Schottland erzählt.

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Anders sein kann auch bedeuten, sich nicht jedes Mal zu häuten, wenn der Wind sich einmal dreht, schmerzhaft ins Gesicht Dir weht!
Nach dem eig'nen Weg zu suchen, auch einmal für and're bluten! Nicht die Augen zu verschließen, und den Gegenwind genießen!
(Eric Fish - Anders sein)

01.07.2011 20:44 3 Krähen ist offline E-Mail an 3 Krähen senden Homepage von 3 Krähen Beiträge von 3 Krähen suchen Nehmen Sie 3 Krähen in Ihre Freundesliste auf

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